Fanny Hornischer (1845 - 1911)

 

...besaß zwar keine hervorragenden Stilmittel, entzückte aber durch den Vortrag ihrer ziemlich scharf gewürzten Lieder. Mit der Behauptung, die Horniger habe die Zote eingeführt, tut man ihr Unrecht. Das schlüpfrige Thema war bereits da, es galt nur neue Varianten zu suchen.

Neider behaupteten, dass die Hornischer den Selbstmord ihrer schönen Schwester Lori, die im Banne der Fiaker-Milli stand, als Reklame nutzte. Nur diesem Umstande hätte sie ihre Popularität zu verdanken. 

Zu den Vorzügen der Horniger gehörte ihre große Freigebigkeit den Armen gegenüber, an die sie einen beträchtlichen Teil ihrer Einnahmen wegschenkte. Wurde die Horniger in ihrer Glanzzeit den ersten Soireen Wiens beigezogen, so musste sie sich als alternde Sängerin begnügen in recht bescheidenen Lokalen aufzutreten.

Die Horniger war aber klug genug, sich rechtzeitig vom "G'schäft" zurückzuziehen, um einen "Zuckerlladen" im sechsten Bezirk in der Hofmühlgasse zu eröffnen, der so viel abwarf, dass sie bis zu ihrem Tode (1911) zufrieden leben konnte. 

 

aus "Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit" von Josef Koller